14.1.16

[ #bildende-kunst ] Europas Enkelkind: Kannibalisches Monster im Labyrinth

Der Stierkampf ist mit der Symbolik des antiken Sonnengottes Mithra, der den Stier mit dem Messer tötet, verbunden. Der Stier - gezeichnet, gemalt oder in Stein gemeisselt - taucht immer wieder in Picassos Schaffen auf, von seinen ersten (Kinder-)Zeichnungen an. Auch der Mythos des Minotaurus bleibt bei Picasso mit dem Stierkampfthema verbunden.

Minotaurus. Menschen fressendes Ungeheuer mit Menschenleib und Stierkopf in Knossos auf Kreta (griech. Minos = Bezeichnung für den König auf Kreta im 3./2. Jahrtausend v.Chr., und Tauros "Stier", also "Stier des Minos"). Apropos Europa: Das minoische Reich ist die früheste Hochkultur Europas und merkwürdigerweise auch nicht indogermanisch.  Minos (griechisch Μίνως) ist in der griechischen Mythologie Sohn des Zeus und der Europa.


Poseidon sandte Minos einen Stier aus dem Meer, den Minos jedoch nicht opferte. Zur Strafe bewirkte der Gott, dass sich Minos' Gattin Pasiphae in diesen Stier verliebte; sie gebar den Minotauros, ein menschliches Ungeheuer mit Stierkopf, für das Minos durch den genialen Erfinder Daidalos ein Labyrinth erbauen ließ, um es einzusperren. Alle sieben oder neun Jahre ließ Minos vierzehn Athener dem Minotauros zum Fraß vorwerfen, bis Theseus ihn tötete.


Picasso. Der Minotaurus symbolisiert bei Picasso künstlerische wie sexuelle Potenz. Gleichzeitig ist er aber auch Opfer seiner Begierde. Gerne wird die Verwendung mythologisch vorbestimmter Figuren - wie der Minotaurus - von den Werkinterpreten auch psychologisierend gegenüber Picasso verwendet: "Der mythologische Minotaurus, halb Mann, halb Stier, imposanter erotischer Kraftmensch und bedauernswerte Kreatur zugleich, wird für Picasso zur zentralen Identifikationsfigur, die seine eigene innere Zerrissenheit symbolisiert."

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