5.5.14

[ #literatur ] Seit ich liebe, muss ich leiden.

"Eckermann und Goethe - Blaserohr und Flöte", so spottete der Dichter Nikolaus Lenau (1802-1850). Heinrich Heine schimpfte ihn Viehtreiber und Goethes Papagei. Als einen der ihren wollten die deutschen Dichter den Hausierersohn Johann Peter Eckermann offensichtlich nicht anerkennen. 

Freilich folgen diesem Urteil nicht alle Zeitgenossen. Nietzsche etwa nannte Eckermanns "Gespräche mit Goethe" das beste deutsche Buch und hob den Goethe-Verehrer Eckermann gar in den Olymp deutscher Prosaliteraten.

Erst spät vermochte Johann Peter Eckermann auf Grund seiner Armut zu heiraten, wiewohl er sich schon 1819 mit der damals siebzehnjährigen Johanna Bertram verlobt hatte. Trotz der anhaltenden finanziellen Notlage heiratet er am 9. November 1831 endlich seine langjährige Verlobte. Diese bringt nach einer zuvor erlittenen Fehlgeburt am 26. März 1834 den gemeinsamen Sohn Johann Friedrich Wolfgang zur Welt. Wenige Wochen darauf stirbt sie am 30. April 1834 im Alter von nur zweiunddreißig Jahren.


Johann Peter Eckermann: Wahl - Aus der Sammlung Liebesgedichte. Erste Epoche

Seit ich liebe
Muss ich leiden.
Eh ich liebte
Hatt' ich tausend Freuden,
Hatte Ruh!
O du mein altes Glück,
Komm, ach komm zurück!

Und doch lass ich
Alle Freuden,
Mag am süßen
Leid mich lieber weiden,
Immer zu!
Was sollt' alle das Glück!
Alle die Ruh! —

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