15.7.14

Die kleineren Geschwister des Antisemitismus: Antiamerikanismus und Antikapitalismus

"Wie kam der Quisling Knut Hamsun zu einem Nobelpreis?"  frägt man sich, spätestestns nachdem er seine Nobelpreismedaille dem Verbrecher Joseph Goebbels schenkte.  Am besten die Antwort Ossietzkys auf die Nachricht von Hamsuns Artikel gegen ihn: "Ich kenne ihn nicht als Menschen. Aber was für ein Dichter!"

Hamsun war Autodidakt, Selfmademan aus armseligen Bauernverhältnissen und riss nach fünf Schuljahren aus; trieb sich als Landstreicher herum, als Hausierer, Schuster, Holzfäller, Straßenarbeiter und Ladengehilfe. Ging zweimal nach Amerika und hasste danach den angloamerikanischen "Krämergeist" mitsamt der "geistlosen Demokratie" und der "Tyrannei der Frauen".


Und keine Frage, seine Bücher waren auch - wie man heute sagen würde - in der "Szene" gelesen und beliebt, en vogue. Ähnliche antikapitalistische und Anti-Fortschrittshaltungen sind ja bis heute auch selbst bei "Linken" und natürlich "Ökologen" en vogue. Sätze aus seinem Landstreicher, die man so auch heute hören kann:
"Der Mensch lebt nicht von den Banken und von der Industrie... Der Mensch lebt von der Erde, die ihn nährt, von der Luft, die er atmet, und von dem Wasser, in dem Fische schwimmen."
Hamsun verachtete die Massen als Gleichberechtigte. Sein elitäres Führerdenken kam aus den weiten Wäldern, aus der harten Natur und dem Überlebenskampf. Der mündete damals leider im Faschismus: Hamsun jubelte nicht nur Hitler zu, rief die Norweger nicht nur dazu auf, sich nicht gegen die Nazi-Besetzung zu wehren: "Ich schicke meine Kinder nach Deutschland", schrieb er 1934, "sie sind dort in guter Hut und kehren gereift zurück." Der Älteste ging zur SS, der Jüngere erhielt an der Ostfront das Eiserne Kreuz, die Tochter versuchte mit Goebbels' Hilfe eine Filmkarriere in Berlin, und die Ehefrau Marie zog mit Propagandareden durchs Reich.


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